ANDERS SOIDRE: Stolen Standards
11. November 2016 – 17. Februar 2017
Vernissage: Donnerstag, 10. November, 18 – 20 Uhr
im Beisein des Künstlers
Für seine zweite Ausstellung in unserer Galerie hat sich der schwedische Künstler Anders Soidre (* 1970) bewusst auf Transformation, Verborgenheit und minimale Raumobjekte konzentriert. In Basel zeigt er Verpackungen, Umhüllungen, Inhalte, objets trouvés und eine Vor-Ort-Intervention. Obgleich ein Künstler mit Hang zu technischer Planung und Präzision, riskiert er doch die Unwägbarkeiten, an Ort und Stelle mit einem eingewickelten Metallgegenstand anstatt eines Pinsels zu malen, um den konkreten Formen Leichtigkeit und Farben zu verleihen.
Die Gemälde sind minimalistische Objekte in neutralen, gedeckten Farben. Soidre hat alte Gemälde neu gerahmt und dabei den Rahmen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt: Indem das ursprüngliche Gemälde verborgen bleibt und nur ein Teil der Leinwandrückseite zu sehen ist, wird der re-konstruierte Rahmen auf das Wesentliche seines Designs reduziert – plötzlich tritt das Gebilde, das zuvor dazu diente, einer Landschaft oder einem Portrait zusätzlichen Wert zu verleihen, in den Vordergrund. Und wie in der altehrwürdigen gegenständlichen Malerei geheime Botschaften und Bezüge auf Stifter versteckt wurden, so halten die neuen Arbeiten der Reihe „Destroying Angel“ solche Botschaften und Bezüge – und ihr primäres Sujet – dicht unter Verschluss. Eine Öffnung, die einen Blick auf die Rückseite des Gemäldes gewährt, gibt den einzigen Hinweis auf den Inhalt des Objekts an der Wand und lädt unsere Vorstellungskraft dazu ein, ein altehrwürdiges Bild aus vergangenen Zeiten, das von seinem Vorbesitzer ausrangiert wurde, neu zu entwerfen. Eine Präsentation aus heutiger Zeit lässt unsere Imagination eine neue Geschichte und Bildwelt erschaffen.
Die Transformation der Wahrnehmung rückt mit dem „European Art Foundation“-Triptychon (2016) erneut ins Blickfeld. Was ist wertvoller – Inhalt, Verpackung, Präsentation oder Wirkung? Was ist wichtiger – die Arbeit, für die ein Preis verliehen wird, oder der erhaltene Preis? Alles hinterlässt seine Spuren; manche sind rein körperlich, andere betreffen Gefühle, Finanzen, Ruf und Ansehen. Je nach Präsentation in den Medien interpretieren und empfangen wir Nachrichten auf unterschiedliche Weise. Eine historische Präsentation verbindet ein Ereignis mit der Zeit, in der es stattgefunden hat; wird es jedoch aus seinem Kontext herausgelöst, verändern sich sowohl die Nachricht als auch die Implikationen.
Da jedes Land eine andere Kultur hat, leuchtet es ein, dass sich auch die Bauindustrie und mit ihr verbundene Sicherheitsmassnahmen unterscheiden. Soidre hat Stangen aus Baustellenmarkierungen entnommen und jede einzelne in einen einzigartigen, wunderschön gefertigten Kasten gestellt – als wären Absperrungen empfindliche Gegenstände, die selbst gestützt und an der Wand zur Schau gestellt werden müssten, anstatt auf einer Baustelle den Zugang zu beschränken. Aus der scharfkantige Bemalung ergeben sich geometrische Formen, die Sauberkeit suggerieren und einem Gegenstand Schönheit verleihen, mit dem man oft grob umgeht. Kunst steht dem gefundenen Objekt gegenüber. Die Transformation von Baustellen zu hochwertigen Büro- oder Wohngebäuden ist ein Prozess, der weiter voranschreitet, wenn Zäune zu Abriegelungen werden. Wie die Stangen im Boden Zugangsbereiche abstecken, so öffnen sie, sobald sie in massangefertigte Kästen übergeführt sind, die Imagination für Deutungen von Grenzen, Formen und Zugang.
Die Galerie bleibt geschlossen zwischen 17. Dezember 2016 und 3. Januar, 2017.
ANDERS SOIDRE: Stolen Standards
November 11, 2016 – February 17, 2017
Vernissage: Thursday, November 10th, 6 – 8 PM
in the presence of the artist
For the Swedish artist’s second exhibit with the gallery, Anders Soidre (1970) has chosen to concentrate on transformation, secrecy, and minimal space objects. Packaging, wrapping, content, found objects and an on-site intervention are presented in Basel. As an artist with a penchant for engineering and precision, he risks the uncertainties of painting in situ with a wrapped metal object instead of his paintbrush to add lightness and hues to the concrete forms.
The paintings are minimalist objects in neutral, muted colors. Soidre has reframed old paintings and made the frame the center of attention. Suddenly, the structure previously used to bring added value to landscapes and portraits is apparent and the re-constructed frame reduced to the bare essentials of its design while the painting remains hidden and only the back of the canvas is partially visible. Just as traditional figurative paintings had secret references and messages to patrons, the new works of the Destroying Angel series keep these and the main subject under a tight wrap. An opening allowing access to the back of the painting is the only clue to the content of the object hanging on the wall, inviting our imagination to create a traditional image of times past that has been discarded by the previous owner. A contemporary presentation lets our imagination create a new history and imagery.
Transformation of perception has come again to the fore with the European Art Foundation triptych (2016). Which is more valuable, the content, packaging, presentation or impact? What is more important, the work for which a prize is attributed or the prize received? All leave traces, some are physical, others are sentimental, financial, reputational. Depending on media presentation we interpret and accept news differently. Historical presentation relates the events to the times they took place in, however, when taken out of context, misconception occurs and both the message and implications change.
As each country has a different culture it stands to reason that the construction industry and related security measures also differ. Soidre has taken the poles marking construction areas and presents each of them in a unique, beautifully constructed box, as if barriers were delicate and needed to be supported and presented for viewing on the wall instead of on a construction site limiting access. The sharp edged painting creates geometric forms that add beauty and imply cleanliness to an object that is often treated harshly. Art vs found object. Transformation of construction site to high quality office or residential spaces is a process that continues to evolve as fences become locks. Just as the poles in the ground delineate access zones, once transposed into made to measure cases they open the imagination to interpretation of limits, shapes, access.
The gallery will be closed for the holidays between December 17, 2016 and January 3, 2017