Per Mårtensson

(Deutscher Pressetext folgt nach dem Englischen)

Per Mårtenssons zweite Ausstellung in unserer Galerie dreht sich um Abstraktionen aus der Architektur. Inspiriert von Ansichten aus dem städtischen Raum seiner Heimat Malmö nahm er Bilder von Aufzugtüren und zerbrochenen Fensterscheiben zur Vorlage für Gemälde, die zum einen konstruktivistische Abstraktion imitieren, zum anderen durchaus realistische Darstellungen von Oberflächen aus Edelstahl bilden. So abstrakt beide auch erscheinen mögen, beruhen sie doch auf vorgefundenen Strukturen. Wie in seiner vorigen Ausstellung bleibt für die Fensterscheiben die Farbpalette auf Schwarz und Weiss beschränkt und erinnert so an seine frühere Gemäldeserie mit Jalousien. Aus dem Kontext herausgelöst, wirken die Bilder abstrakt, doch ihre Botschaften dringen durch.

Die drei neuen Werkreihen – zerbrochene Fensterscheiben, Aufzugtüren, Blendschutzmasken – nutzen drei verschiedene Sprachen der Malerei und rücken unterschiedliche Eigenschaften von Oberflächen in den Mittelpunkt. Die Dichotomie zwischen offener und versperrter Sicht wird ebenso dargestellt wie die Spiegelung. Ein Schaufenster ist durchsichtig und gewährt Passanten unmittelbaren Einblick in das dahinterliegende Interieur. Ein Blendschutz oder eine Aufzugtür hingegen ist eine Barriere, die klare Sicht und unmittelbaren Zugang versagt, den öffentlichen Blick ausschliesst. Eine neue Ansicht wartet in der Aufzugkabine, eine weitere beim Erreichen der Zieletage. Die Aufzugtüren versperren den unmittelbaren Zutritt zu einer Geschäfts- oder Privatsphäre, gestatten während der Fahrt aber einen Augenblick des Nachdenkens und das Vorbereiten des eigenen Ein- bzw. Auftritts. Der Blendschutz wiederum erlaubt den Blick nur in eine Richtung und reflektiert die Farben der gebogenen Folie aus Polycarbonat. Die Transparenz der einen Oberfläche erlaubt Kommunikation und visuellen Kontakt mit einem dahinterliegenden Innenraum, während der getönte Blendschutz und massive Stahltüren – mehr oder weniger klar – Spiegelungen des Betrachters selbst zeigen.

Das Ergebnis zersprungener Glasscheiben wird durch das Klebeband dargestellt, das die Scherben sichert und den Blick fragmentiert. Die Breiten des Bandes variieren, je nachdem ob das Band von einem Reparaturbetrieb stammt oder polizeilichen Massnahmen dient. Die Brüche in den Scheiben diktieren die Muster. Die Motivation für die Kompositionen ist nicht Ausgewogenheit, sondern allein die Funktion: Das Klebeband soll das Glas zusammen-halten, bis es ersetzt wird. Die Wiedergabe als gerade, schwarze Linien in Acryl auf weissgrundierter, synthetischer Leinwand spielt mit geometrischer Abstraktion, obwohl der Ursprung im vandalisierenden Setzen von Zeichen liegt.

Die realistischen Ölgemälde von Aufzugtüren aus rostfreiem Stahl sind niedrig gehängt, um an die tatsächliche Funktion ihres Gegenstands zu erinnern. Sie sind als Diptychen angelegt: Zwei verbundene Tafeln bilden die Türen eines Aufzugs nach und fügen den Werken skulpturale Eigenschaften hinzu. Die neutrale Oberfläche verändert sich je nach Lichteinfall und kann zu einem Spiegel werden. Abstrakter betrachtet, kann sie uns an einen abendlichen Horizont am Meer im warmen Schein des Mondes erinnern. Da die Bezugspunkte fehlen, übernimmt die Vorstellungskraft. Das Innere kann zum Äusseren werden.

Der schwedische Künstler Per Mårtensson (* 1969) lebt und arbeitet in Malmö, wo er 2012 für das neu errichtete Einkaufszentrum Emporia ein Aussenwandbild von 20 x 114 m geschaffen hat. Seine Arbeiten sind nicht nur Teil der Sammlungen des Göteborgs Konstmuseum, des Malmö Konstmuseum, des Moderna Museet Stockholm, Region Skåne, Stockholms Konst und der Colección Jumex, Mexiko-Stadt, sondern befinden sich auch im Privat- und Firmenbesitz in Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Island, Mexiko, Schweden, dem Vereinigten Königreich, den USA und der Schweiz. 2014 erhielt Per Mårtensson das William-Nordings-Stipendium der Stockholmer Kunstakademie.

English Press Release:
 

Per Mårtensson’s second exhibit with the gallery is centered on architectural abstraction. Inspired by views in the urban settings of his native Malmö, Sweden, he has used images of broken windows and elevator doors as models for paintings mimicking constructivist abstraction on one hand and quite realistic depictions of a stainless steel surface on the other. Both being abstract in appearance, they are based on found compositions. As in his previous exhibit, the color palette remains black and white for window fronts reminding us of the series of blinds painted earlier. Devoid of context, the paintings are abstract but the messages penetrate.

The three new series of works – broken windows, elevator doors, face visors – use three different languages of painting and focus on various aspects of surface. The works depict the dichotomy of openness and obstructed view as well as reflection. A storefront window is transparent and allows passers-by to see inside immediately whereas a visor or an elevator door is a barrier that denies clear view, immediate access, blocking the public eye. A new view awaits within the cabin and yet another when you reach your destination. The elevator doors preclude immediate entrance to a corporate or private space, allowing a moment to reflect and make an entrance during the ride. The visor provides one-way vision and reflects the hues of the bent polycarbonate film. The transparency of one surface allows communication and visual contact with the interior space whereas the tinted visor and solid stainless steel doors allow one’s own reflection to be seen in various degrees of clearness.

The result of cracked glass panes is depicted by the tape used to secure the broken pieces that in turn fragments the views. Tape widths differ depending on the repair company or police intervention. The patterns created are dictated by the break in the window pane. Thus the composition is not based on balance, but is entirely functional, the tape is meant to keep the glass in one piece until replaced. Their presentation as straight acrylic black lines on a white painted synthetic canvas flirt with geometrical abstraction although being based on the results of mark-making by vandals.

The pristine stainless steel elevator door oil paintings are installed low to remind of the function they serve in reality. The paintings are diptychs with the two joined panels imitating the doors of an elevator, adding a sculptural element. The neutral surface changes with light and may become a mirror. In abstract terms it may remind us of the night horizon at sea with a warm moon shining on it. Imaginations take over with the lack of reference points. The interior may become the exterior.

Per Mårtensson (1969) is a Swedish artist based in Malmö. In 2012 he completed a 20 x 114 meter outdoor mural commission for Emporia in Malmö. His works are in the collection of the Göteborgs Konstmuseum, Malmö Konstmuseum, Moderna Museet Stockholm, Region Skåne, Stockholms Konst, Colección Jumex, Mexico City, as well as private and corporate collections in Austria, Belgium, Denmark, Germany, Iceland, Mexico, Sweden, UK, USA, and Switzerland. In 2014 he received the William Nordings Stipendium at Konstakademin, Stockholm.




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