Kabinett

PER MÅRTENSSON

KABINETT

11. November – 21. Dezember 2017

10. Januar – 9. Februar 2018

Vernissage: Freitag, 10. November 2017 18 – 20 Uhr

Die Gemälde des Konzeptkünstlers Per Mårtensson basieren oft auf Schnappschüssen, die auf Spaziergängen durch seine Heimatstadt Malmö oder auf Reisen entstanden sind. In Kabinett, seiner dritten Ausstellung in unserer Galerie, zeigt er vier Serien von jeweils vier Arbeiten und ein weiteres Werk, das aus vier Tafeln besteht. Ausgehend von Stufen, Lichtern, Reflektion und Farbe umspannen die 17 Gemälde ein breites Spektrum an Formaten und Medien, bleiben aber Mårtenssons Palette aus Schwarz- und Weisstönen treu. Kontrast gehört seit eh und je zu seiner künstlerischen Praxis – sei es im Hinblick auf Farben, Wahrnehmung oder Inhalt.

Mårtensson hat sich bewusst auf vier Gemälde pro Serie bzw. vier Tafeln beschränkt, um der Kabinett-Schau einen Rhythmus zu verleihen und zu betonen, dass alle zu einer fortlaufenden Werkreihe gehören. Aus ihrem Interesse an der Vielfalt der Sprachen der Malerei und der Möglichkeit, dass diese gleichzeitig nebeneinander bestehen können, spielen die Gemälde mit verschiedenen Aspekten der abstrakten Tradition. Jede einzelne Serie wurde mit der Sprache bedacht, die ihrem inspirationsgebenden Bild am besten entspricht. Der Grossteil von Mårtenssons Werk aus dem letzten Jahrzehnt beruht auf Gegenständen, die er auf der Strasse beobachtet und zur späteren Verwendung fotografiert hat (Jalousien, Aufzüge, zerbrochene Fensterscheiben usw.). Dieses Vorgehen hat zu Gemälden geführt, die sowohl abstrakt oder konstruktivistisch gelesen werden können als auch gegenständlich, ohne dass sie jedoch ein vollständiges Narrativ bieten würden.

Escalator, die Diptychen aus Acryl auf Aluminium (39 x 78 cm), zeigen Rolltreppenstufen im Massstab 1:1. Sie bringen uns von einer Etage in die andere, ihre Rillen nehmen den Schmutz unter unseren Schuhsohlen auf, unsere Sohlen wiederum polieren ihre Kämme – dies jedoch ungleichmässig, da wir dazu neigen, auf jeder Stufe an einer anderen Stelle zu gehen oder stehen. Die Gemälde können gegenständlich gelesen werden, sind aber auf eine Art und Weise gefertigt, die man für gewöhnlich mit Abstraktion assoziiert. Eine Untermalung, die den Einfall von Licht auf Edelstahl zeigt, wird mit dicker Acrylfarbe bedeckt, die dann mit einem speziell angefertigten, gezahnten Spachtel in einer an Siebdruck erinnernden Bewegung abgeschabt wird. In Kabinett sind sie in einem 90°-Winkel ausgestellt und nehmen so die Drehwände der Galerie auf. An seine grösseren Bürojalousienbilder der späten 2000er erinnernd, spielt Mårtensson mit Oberfläche und Kanten des Maluntergrunds ebenso wie mit unseren visuellen Deutungen der Wirklichkeit.

Die Serie Shadowplayer beruht auf einem weissen Oval, das auf samtige, schwarze, rechteckige Leinwand gemalt ist. Inspiriert von Strassenlaternen, die Mårtensson an windigen Abenden den Heimweg wiesen, variieren die Winkel und rufen vielleicht Augen aus einem Cartoon ins Bewusstsein. Wegen der scharfen Kontraste und des Anklangs von Bewegung sind diese Hard-Edge-Gemälde freudig und heiter. In der Dunkelheit des Nordens tritt die Härte des Lichts deutlich hervor, wird aber durch das einzelne, schräg liegende Motiv und seine Form gemildert.

In der Tokioter U-Bahn fielen Mårtensson Kacheln ins Auge, die sich gegenseitig spiegeln. Die Serie Adapter zeigt das Spiegelbild einer Kachel durch eine glatte Bemalung, während die Linien zwischen den Kacheln durch dickeren Farbauftrag markiert sind. So werden die Sprache des Originals und die des Abbilds durch unterschiedlich aufgetragene Ölfarbe wiedergegeben. Wie bei den oben erwähnten Escalator-Arbeiten gibt es einen Unterschied zwischen dem ursprünglich hergestellten Produkt und der Art und Weise, wie wir es sehen, sei es mit blossem Auge oder durch die Linse einer Kamera.

Der schwedische Künstler Per Mårtensson (*1969) lebt und arbeitet in Malmö, wo er u.a. 2012 von Emporia mit der Schaffung eines Aussenwandbilds von 20 x 114 m beauftragt wurde. Seine Arbeiten sind Teil der Sammlungen des Göteborgs Konstmuseum, des Malmö Konstmuseum, des Moderna Museet Stockholm, Region Skåne, Stockholms Konst und der Colección Jumex, Mexico-Stadt; weitere Arbeiten befinden sich im Privat- und Firmenbesitz in Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Island, Mexiko, Schweden, Norwegen, dem Vereingigten Königkreich, den USA und der Schweiz. 2014 erhielt Mårtensson ein fünfjähriges Arbeitsstipendium des Swedish Arts Council, 2017 wurde er mit dem Stipendium von Eric und Inger Olson-Ekdahls ausgezeichnet.

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